M : Oma, wir machen heute einen Demenztest mit Dir.

O : Wozu?

M : Das ist für den Heimantrag. Wir geben Dich jetzt auf keinen Fall in ein Heim, das ist zu gefährlich für alte Leute, wegen dem Virus. Aber falls mir etwas passiert, hätte ich lieber alles fertig in der Schublade.

O : Das ist vernünftig. Ich will aber noch nicht in ein Heim.

M : Ich weiß. Jetzt sowieso nicht. Wenn da einmal der Virus drin ist, in einem Heim, dann sterben gleich die Hälfte der Leutchen. Aber ich hätt’s gern fertig, nur für alle Fälle. Falls mir etwas passiert. Deine Hausärztin hat auch gesagt, das ist richtig so.

O : Na schön.

M : OK. Dann fangen wir mal an. (Blättert.) Erste Frage: Welche Jahreszeit haben wir?

O : Winter! Oder man kann auch schon sagen Frühling.

M : Welcher Wochentag ist heute?

O : Sonntag.

M : Bei Dir ist immer Sonntag.

O : Ist heut nicht Sonntag?

M : Nee. Heute ist Freitag. Aber macht nichts. Welches Jahr haben wir?

O : Zwanzigzwanzig?

M : Ja. Welcher Monat?

O : März! Oder ist jetzt schon der erste April gewesen?

M : Na, März oder April?

O : Weiß ich nicht.

M : OK. Und welcher Tag?

O : Sonntag!

M : Ich meine das Datum.

O : Weiß ich nicht.

M : OK. Nächste Frage. Ich sag Dir jetzt drei Gegenstände, und Du musst sie wiederholen: Apfel, Schlüssel, Ball.

O : Apfel, Schlüssel, Ball.

M : OK. Jetzt kommt Algebra. Du musst immer sieben abziehen. Hundert minus sieben.

O : Dreiundneunzig.

M : OK. Jetzt wieder sieben abziehen.

O : Sechsundachtzig.

M : OK. Jetzt wieder sieben abziehen.

O : Neunundsiebzig.

M : Und nochmal sieben abziehen.

O : Zweiundsiebzig.

M : Und nochmal.

O : Fünfundsechzig.

M : Super. Kopfrechnen funktioniert. Ich glaube, Du bist nicht dement, Oma.

O : Bin ich ja auch nicht. Das liegt nicht in unserer Familie.

M : Jetzt sollst Du „Stuhl“ rückwärts buchstabieren.

O : Äh … L … H … U … T … S!

M : Ja, richtig.

O : Na, ich bin doch nicht blöde!

M : Nee. Jetzt sollst Du nochmal die drei Gegenstände von vorhin sagen. Erinnerst Du Dich?

O : Äh. Ja … Stuhl und Ball. Und ein Appel!

M : OK. Machen wir mal weiter. (Hat ein Blatt Papier in der Hand.) Ich les vor, und Du sollst das dann machen, ja?

O : Ja.

M : „Nehmen Sie das Blatt Papier.“

(Oma nimmt das Blatt Papier.)

M : „Falten Sie es in der Mitte.“

O : So rum oder so rum?

M : Ist egal.

(Oma faltet es langsam in der Mitte.)

M : „Und lassen Sie es auf den Boden fallen.“

(Oma lässt es auf den Boden segeln.)

O : Ach fliegt das schön.

M : Du bist nicht dement, Oma.

O : Nee.

M : Es gibt Menschen, die können so eine Aufgabe nicht verstehen. Da funktioniert der Kopf nicht mehr so richtig. Bei Dir funktioniert das alles noch. Nur Dein Kurzzeitgedächtnis hat ein bisschen nachgelassen.

O : Ach ja. Altwerden ist nichts.

M : Jetzt sollst Du sagen, was das hier für ein Gegenstand ist. (Zeigt auf ihre Armbanduhr.)

O : Ne Uhr.

M : Ja. Und das hier? (Hebt Hand mit Kugelschreiber in die Höhe.)

O : Ein Füllfederhalter.

M : OK. (Blättert.) Jetzt musst Du was zeichnen. Ich hab das ein bisschen größer ausgedruckt, damit Du es besser sehen kannst. Das ist ja hier kein Sehtest. Guck mal, das hier sollst Du abzeichnen. (Reicht Oma Blatt mit Form.)

O : Hm. Ein Fünfeck?

M : Ja, sowas in der Art. Hier ist ein leeres Blatt und ein Stift. Ich hol noch die Lupe.

(Meme reicht ihr alles. Oma zeichnet.)

M : Sieht prima aus. Das könnten viele meiner Studenten nicht besser.

O : Ja?

M : Ja. So, jetzt musst Du Dir einen ganzen Satz ausdenken. Also einen vollständigen Satz. Ich gebe Dir nochmal ein leeres Blatt und da schreibst Du den Satz dann drauf.

(Oma schreibt.)

M : Alles klar, Oma. Das ist eindeutig. Die Botschaft ist angekommen. Wir sind fertig.

O : Und nun?

M : Nun schicke ich den Test an Deine Hausärztin und die stempelt den dann ab. Und den Satz werd ich mir rahmen. Der ist wirklich schön.